Marina verließ die Arbeit und setzte sich auf eine Bank im Park. Sie wollte noch nicht nach Hause gehen. Sie hatte im Laden gearbeitet und ihre Schicht war gerade gegen elf Uhr abends zu Ende gegangen, als es draußen bereits dunkel war. Sie setzte sich, blickte in die Sterne und schwelgte in Erinnerungen an ihr Leben.
Ihre Eltern starben, als sie erst drei Jahre alt war. Sie waren ausgegangen, um Neujahrsgeschenke zu kaufen, und kamen nie zurück.
Auf dem Rückweg wurden sie in einen Autounfall verwickelt und überlebten sie nicht. Marina blieb in der Obhut ihrer Großeltern, die sie sehr liebte. Ihr Großvater brachte sie immer auf den Heuboden, wo sie gemeinsam die Sterne beobachtete.
Als sie jetzt die Sterne betrachtete, erinnerte sie sich an ihren freundlichen Großvater, der ihr sein Leben gewidmet hatte. Er lehrte Marina, dass im Leben nichts unmöglich sei und dass man immer Träume haben und alles tun sollte, um sie wahr werden zu lassen.
Marina war in der Schule hervorragend und verliebte sich in der siebten Klasse in ihre Klassenkameradin Mykita, die kürzlich in ihre Klasse gekommen war. Sie träumte davon, mit Mykita eine große Familie zu gründen. In der achten Klasse bekamen ihre Großeltern ein Urlaubspaket ans Meer und Marina wurde in ein Sommerlager geschickt. Marina hatte schon immer davon geträumt, das Meer zu sehen, und ihre Zeit dort war unvergesslich. Doch als sie zurückkam, erhielt sie unerwartete Neuigkeiten. Das Haus, in dem ihre Großeltern lebten, hatte Feuer gefangen und sie überlebten nicht. Marina konnte ihren Augen nicht trauen. Ihre Liebsten waren verschwunden und vom Haus war fast nichts mehr übrig.
Entfernte Verwandte nahmen Marina zu sich in die Stadt, um zu verhindern, dass sie in ein Waisenhaus geschickt wurde. Onkel Ivan und Tante Diana waren anständige Leute, aber sie waren immer beschäftigt und Marina hatte sehr wenig Zeit für sich. Marina wollte sich an einer pädagogischen Universität einschreiben, aber ihre Tante bestand darauf, dass sie eine Fachhochschule besuchte, um schnell einen Beruf zu erlangen und unabhängig zu leben. Also gab Marina ihren Traum auf.
Später heiratete sie erfolglos und beschloss, das Dorf zu besuchen, in dem sie schon lange nicht mehr gewesen war. Sie war nur auf dem Friedhof gewesen, nie wieder zu Hause. Schweren Herzens fühlte sie sich im Haus, verloren in Erinnerungen. Plötzlich rief jemand nach ihr. Es war Mykita, ihre Klassenkameradin aus der siebten Klasse, in die sie sich verliebt hatte.
Sie unterhielten sich, gingen durch das Dorf und verbrachten eine wundervolle Zeit zusammen. Sie waren beide Single. Innerhalb von sechs Monaten heirateten sie und bekamen drei Kinder. Sie schloss ihr pädagogisches Studium per Fernstudium ab und arbeitet nun an derselben Schule, die sie als Kind besuchte. An der Stelle, an der einst das alte stand, wurde ein neues Haus gebaut. Abends geht Marina dorthin und blickt verträumt in den Himmel. Alles in ihrem Leben wird gut werden.